Plötzlich überall Skodas – Warum uns Dinge auffallen, sobald sie für uns wichtig werden

Kürzlich hat sich ein Freund von mir ein neues Auto gekauft – einen Skoda. Als er mir davon erzählte, habe ich mich natürlich mitgefreut, wir haben über das Modell gesprochen, ein bisschen gefachsimpelt, und ich habe mich zum ersten Mal bewusst mit dieser Marke beschäftigt.

Und was passiert danach?

Plötzlich sehe ich überall Skodas. Auf der Autobahn, im Supermarktparkplatz, in der Nachbarschaft – gefühlt ist halb Zürich plötzlich in Skoda unterwegs. Und ich frage mich: Waren die vorher auch schon da? Oder ist das ein Zeichen, dass jetzt alle gleichzeitig dieselbe Idee hatten?

Natürlich ist es kein kollektiver Trend – sondern ein psychologisches Phänomen. Der sogenannte Frequenzeffekt, auch bekannt als Baader-Meinhof-Phänomen.

Was steckt dahinter?

Sobald wir beginnen, uns mit etwas bewusst auseinanderzusetzen – sei es eine Automarke, ein bestimmtes Thema, ein neuer Vorname oder eine Idee – beginnt unser Gehirn, genau darauf zu achten. Es ist, als ob unser innerer Radar neu eingestellt wird.

Davor sind diese Dinge auch schon da gewesen. Aber sie waren einfach nicht „markiert“ für unser Bewusstsein – also hat unser Gehirn sie als Hintergrundrauschen ausgefiltert.

Erst durch persönliche Relevanz wird ein Filter geöffnet: Das könnte wichtig sein. Achte drauf.

Warum ist das spannend?

Dieses Phänomen zeigt uns, wie sehr unsere Wahrnehmung selektiv funktioniert. Wir nehmen nicht alles wahr – sondern nur das, was für uns Bedeutung hat. Und Bedeutung entsteht oft durch Emotion, Verbindung oder Interesse.

Das gilt nicht nur für Autos. Auch im Coaching begegnet mir dieser Effekt oft. Sobald ein Thema – z. B. Selbstfürsorge, Abgrenzung oder berufliche Veränderung – ins Bewusstsein rückt, beginnen Klient:innen, überall dazu passende Impulse, Sätze oder Gelegenheiten zu entdecken.

Plötzlich „fühlt sich alles richtig“ an – oder „es passt gerade alles zusammen“. Der Effekt kann uns motivieren, Entscheidungen zu treffen oder neue Wege zu gehen. Weil wir das Gefühl bekommen, dass die Welt „mitspielt“.

Und jetzt?

Beobachte einmal selbst:

  • Wofür bist du gerade besonders empfänglich?
  • Was taucht plötzlich öfter in deinem Alltag auf?
  • Welche Gedanken oder Impulse wiederholen sich in letzter Zeit?

Vielleicht zeigt dir dein Gehirn gerade, worauf du deine Aufmerksamkeit lenken darfst. Nicht weil sich die Welt verändert hat – sondern weil du es tust.

Und das ist eine wunderbare Erkenntnis.

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