Inhalt

Teile diesen Beitrag, wähle deine Plattform!

Die Geschichte des Begriffs «Trauma»: Von der Wunde bis zur psychischen Verletzung

Der Begriff «Trauma» hat eine faszinierende und lange Geschichte, die von der Medizin zur Psychologie reicht. Ursprünglich aus dem Altgriechischen stammend, bedeutet «Trauma» wörtlich «Wunde» oder «Verletzung». Im Laufe der Jahrhunderte hat sich die Bedeutung des Begriffs von physischen Verletzungen hin zu psychischen Wunden erweitert. Dieser Wandel spiegelt nicht nur die Entwicklung des wissenschaftlichen Verständnisses wider, sondern auch die zunehmende Anerkennung der Komplexität menschlicher Erfahrungen.

Ursprung und medizinischer Kontext

Im antiken Griechenland wurde der Begriff «Trauma» ausschliesslich verwendet, um körperliche Verletzungen zu beschreiben, die durch äussere Einflüsse wie Kämpfe oder Unfälle verursacht wurden. Auch in der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Medizin stand der Begriff weiterhin für sichtbare, körperliche Wunden. Ärzte und Chirurgen konzentrierten sich darauf, solche Verletzungen zu behandeln, ohne eine Verbindung zu psychischen Folgen zu ziehen.

Erst im 19. Jahrhundert, mit der Entwicklung moderner medizinischer Wissenschaften, begann sich die Perspektive zu verändern. Der Begriff wurde in der Chirurgie genutzt, um Verletzungen zu klassifizieren, die nicht nur äussere, sondern auch innere Schäden umfassen konnten.

Der Schritt in die Psychologie

Der Übergang des Begriffs in den psychologischen Bereich begann im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Mit der Industrialisierung und den darauf folgenden grossen gesellschaftlichen Veränderungen traten vermehrt psychische Belastungen in den Vordergrund. Besonders auffällig wurde dies bei Kriegsheimkehrern, die Symptome wie Schlafstörungen, Flashbacks und Angstzustände entwickelten. Während des Ersten Weltkriegs prägte sich der Begriff «Kriegsneurose» oder «Granatenschock», der als Vorläufer des modernen Verständnisses von psychischem Trauma gilt.

In der Psychoanalyse Sigmund Freuds gewann der Begriff weiter an Bedeutung. Freud verwendete «Trauma», um Erfahrungen zu beschreiben, die die Psyche überwältigen und verdrängte Erinnerungen hinterlassen können. Dieses Konzept war wegweisend für das Verständnis von psychischen Erkrankungen, die auf belastende Erlebnisse zurückzuführen sind.

Das moderne Verständnis von Trauma

Im 20. Jahrhundert entwickelte sich der Begriff weiter, insbesondere durch die Erkenntnisse der Psychologie und Psychiatrie. Nach dem Vietnamkrieg erkannten Fachleute, dass Soldaten häufig an langanhaltenden psychischen Folgen litten. Dies führte zur Einführung des Begriffs der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) in den 1980er Jahren in das Diagnosemanual der Psychiatrie.

Heute umfasst das Verständnis von Trauma nicht nur individuelle Erfahrungen wie Gewalt, Unfälle oder Naturkatastrophen, sondern auch kollektive Traumata, die durch gesellschaftliche oder historische Ereignisse entstehen. Ausserdem wird anerkannt, dass Trauma auch subtil sein kann, beispielsweise in Form von emotionaler Vernachlässigung oder dauerhafter Belastung.

Fazit

Die Geschichte des Begriffs «Trauma» zeigt, wie sich unser Verständnis von menschlichem Leid erweitert hat. Was einst eine rein physische Verletzung bezeichnete, steht heute auch für tiefgreifende psychische Wunden. Diese Entwicklung betont, wie wichtig es ist, sowohl körperliche als auch seelische Gesundheit ernst zu nehmen. Gleichzeitig erinnert sie uns daran, dass Heilung nicht nur eine medizinische, sondern auch eine menschliche Aufgabe ist.

5 1 Abstimmung
Article Rating
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Älteste
Neueste Die Meisten Stimmten
Inline-Feedbacks
Alle Kommentare anzuzeigen